Nachruf auf Herrn Johann Wolf
Ehrenmitglied des SVÖ und Ehrenobmann der SVÖ OG Tulln
Es ist schwer, es in Worte zu fassen, am Sonntag, dem 20.11., erreichte uns während unserer OG-Prüfung die Nachricht vom Ableben unseres von allen geliebten und geschätzten Ehrenobmannes und Ehrenmitgliedes Johann Wolf.
Herr Johann Wolf, unser „Hans“, wurde 1933 in Krcedin im heutigen Serbien geboren. Im Zuge der Wirren des 2. Weltkrieges musste er, wie die meisten deutschstämmigen Bevölkerungsteile in den Gebieten der ehemaligen k.u.k. Monarchie, mit seiner Familie über Nacht die alte Heimat verlassen. Gerade erst 11 Jahre alt musste er unter widrigen Umständen die beschwerliche Flucht antreten. Ein Erlebnis, das ihn für sein späteres Leben geprägt hat.
Die Flucht führte ihn nach Zwischenstationen nach Erdberg bei Poysdorf. Hier lernte er seine spätere Frau Theresia, die von ihm immer liebevoll „Susl“ genannt wurde, kennen und lieben. 1958 siedelte er sich mit seiner Frau in Tulln an. Während dieser Zeit war Hans als LKW-Fahrer tätig und hatte über diese Zeit so manche Geschichte als Viehtransporteur zu berichten.
Später gelang es ihm, sein Hobby – die Arbeit mit Hunden – zum Beruf zu machen, und er schlug die Karriere als Diensthundeführer und Diensthundeausbilder beim Österreichischen Bundesheer ein. Bis zu seiner Pensionierung übte er seinen Beruf als Leiter der Diensthundestaffel am Fliegerhorst Langenlebarn mit Gewissenhaftigkeit und Eifer aus und führte einen Rottweiler als Diensthund an seiner Seite. Es war Hans, der immer wieder neue Ideen für die Vorführung der Diensthunde einbrachte, und ihm war es dabei wichtig, die Vielfältigkeit des Militärhundeeinsatzes darzustellen. Wer kennt nicht den durchs Autofenster springenden Diensthund, der die Flucht eines Aggressors vereitelt? Ja, das war Hans Idee, die wie viele andere bis heute in den Vorführungen der Militärhunde Fortbestand hat.
Die Liebe zu Tieren war Hans in die Wiege gelegt. Züchterisch verwirklichte er sich anfangs bei den Kleintieren mit Hasen, Tauben und Fasanen und war auch eines der Gründungsmitglieder des Kleintierzuchtvereines Tulln. Sein damaliger Hund setzte seiner züchterischen Tätigkeit ein jähes Ende, als er eines Nachts alle 22 Fasane tötete.
Zuchtstätte vom Karner & Gebrauchshundesport
Hans war schon immer dem Deutschen Schäferhund zugetan, den er oftmals als den „Rolls Royce unter den Hunderassen“ bezeichnete. 1971 wurde der Zwingername vom Karner von der FCI geschützt, und es folgte noch im selben Jahr der erste Schäferhundewurf. Kurze Zeit züchtete er auch Rottweiler, aber sein Herz schlug einfach für den Deutschen Schäfer.
In der Zuchtstätte vom Karner fielen insgesamt 170 Würfe! Die züchterische Tätigkeit endete 2017 mit dem U-Wurf vom Karner kurz vorm 6. vollen ABC. Aus der Zuchtstätte vom Karner gingen viele Siegerhunde im Schau- und Leistungsbereich hervor. Hans trat selbst mit verschiedenen Hunden bei vielen Turnieren an und bildete bis ins hohe Alter seine Hunde bis zur höchsten Prüfungsstufe aus.
In seiner züchterischen Tätigkeit legte Hans großes Augenmerk auf die Gebrauchshundeeigenschaften seiner Hunde und züchtete daher sowohl graue als auch schwarzbraune Schäferhunde, die diese Eigenschaften aufwiesen.
Seine große Leidenschaft war es, neben der Ausbildung der Hunde im IPO-Bereich Hunde für die Schau zu trainieren und vorzubereiten. Hans durfte auf keiner Schau fehlen und führte bis über sein 80tes Lebensjahr hinaus Hunde auf verschiedensten Schauen. Selbstlos war er immer zur Stelle, wenn jemand einen Läufer brauchte.
Bei unseren mittwöchlichen Schautrainings versuchte er, uns seine Erfahrung zu vermitteln, sodass Hunde und Hundeführer von nah und fern diese Gelegenheit gerne wahrnahmen. Er war ein guter Lehrmeister und immer darauf bedacht, das Beste aus Läufer und Hund herauszuholen.
Tullner Kooperation SVÖ & ÖGV / IHA Tulln
Nachdem Hans im Jahr 1969 Gründungsmitglied des ÖGV Tulln war, gelang es ihm im Jahr 2002 nach Zwischenstation unter anderem beim SVÖ Zeiselmauer eine eigene SVÖ Ortsgruppe in Tulln in Anlehnung an das Vereinsgelände des ÖGV zu gründen. Damit begann eine für Österreich einzigartige Kooperation. Zwei Vereine unterschiedlicher Verbandskörperschaften in einem harmonischen Miteinander auf beidseitig genutzten Ausbildungsplätzen und einem gemeinsamen Vereinsheim. Dies ist vor allem der Persönlichkeit der beiden Obmänner Johann Wolf und Johann Pasching zu verdanken.
Gleichzeitig war es Hans ein besonderes Anliegen, auf der Internationalen Hundeausstellung in Tulln die Gebrauchseigenschaften des Deutschen Schäferhundes zu präsentieren. Unter seiner Führung gab es jahrzehntelang eine Vorführung der Deutschen Schäferhunde, bei der nicht nur beeindruckende Gruppenarbeiten in der Unterordnung, sondern auch zur Schaffung eines Verständnisses für den Schutzhundesport Arbeiten im Schutzdienst präsentiert wurden. Die ausführlichen Erklärungen unserer leider ebenfalls verstorbenen Fritzi Kappacher trugen effektvoll dazu bei, unseren Deutschen Schäferhund im besten Licht zu präsentieren.
Wolfs Ranch
Im Jahr 1973 erwarben Hans und Resi ein alleinstehendes verfallenes Häuschen zwischen Tulln und Königstetten. In mühevoller Arbeit errichtete er dort seine „Ranch“. Ursprünglich nur für den Sommer und als Zuchtstätte gedacht, wurde daraus eine Bleibe für immer, und Hans dürfte in diesem einzigartigen Refugium bis zu seinem Tod viele schöne Jahre erleben.
„Wolfs Ranch“ war und ist weithin bekannt. Immer wieder besuchten Interessierte Hans zum Wissens- und Gedankenaustausch. Ebenso war es sicher eine Kaufentscheidung für die vielen Karner-Hundebesitzer zu sehen, in welch schönem Umfeld die Hunde gehalten und großgezogen wurden. Auch der ÖKV wusste diese Rahmenbedingungen zu würdigen, und so wurde die Zuchtstätte vom Karner viele Jahre hindurch mit dem jährlichen Gütesiegel als vorbildliche Zuchtstätte ausgezeichnet.
Hans war es immer wichtig, dass seine Hunde ein gutes Zuhause bekommen. Der eine oder andere Hund kam auch auf „Urlaub“ auf die Ranch zurück. Er war für die Hundekäufer immer mit Rat und Tat zur Stelle, und so entstand mit vielen eine lebenslange Freundschaft.
Unser Hans: Lehrer, Mentor, Freund, Familienmensch
In seinem langen Hundlerleben wurden Hans auch einige Auszeichnungen zuteil, die wir nicht unerwähnt lassen möchten. Er erhielt das goldene Funktionärsabzeichen des SVÖ, das goldene Züchterabzeichen des SVÖ und die goldene Züchternadel des ÖKV ebenso wurde Hans von seiner Heimatgemeinde Tulln geehrt.
Nun aber zu seinen besonderen Eigenschaften. Hans war ein Mensch, dem Streit ein Graus war. Sein Motto war, wenn dunkle Wolken am Vereinshimmel aufzogen: „Zusammensetzen und reden.“ Er sorgte für ein harmonisches Klima, wo jeder mit seinen speziellen Eigenheiten Platz fand. Er war für uns alle Vorbild, das nie im Mittelpunkt stehen wollte. Für alle von uns Freund und Lehrer, immer hilfsbereit und uneigennützig. Hans war durch und durch Familienmensch, er war immer für seine vier Kinder und deren Familien da und war stolzer fünffacher Uropa.
Durch das Älterwerden mit den einhergehenden Einschränkungen und auch der Pandemie war es ihm schon länger nicht mehr möglich, seine von ihm geliebte OG Tulln – sowohl SVÖ als auch ÖGV – zu besuchen und am Vereinsleben aktiv teilzunehmen.
Viele von uns hadern mit dem Gedanken, ihn nicht noch einmal auf der Ranch besucht zu haben. In dieser schweren Stunde sind unsere Gedanken und unsere Anteilnahme bei seiner Familie und vor allem deiner Resi.
Am 30.11. geleiten wir unseren Hans zur letzten Ruhe auf den Stadtfriedhof Tulln und erweisen ihm die letzte Ehre.
Ein letztes Lebe wohl unserem Freund und Mentor
Deine Ortsgruppe Tulln